Woinemer Euroletter Nr.2

Woinemer Euroletter Nr. 2

Februar 2019

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Editorial

Eurovisionen

„Der Tag wird kommen, an dem das Brandenburger Tor nicht mehr an der Grenze steht.”
Hat Willy Brandt 1959 bei einer Kundgebung in Westberlin formuliert. Es hat noch dreißig Jahre gedauert, bis zusammenwuchs, was zusammen gehört.
„Der Tag wird kommen, an dem der Hass, der im Krieg unvermeidlich scheint, überwunden wird. Einmal muss das Europa Wirklichkeit werden, in dem Europäer leben können.“
Willy Brandt 1943.

In diesem Euroletter geht es sozusagen um die Unterfütterung von solchen Visionen. So erfahren Sie, was „Doch Europa“ mit Facebook und solchen Sachen zu tun hat, was Alberto Ferrarese von Europa hält, warum es für Teresa Jurado besonders wichtig war, dass aus der EWG die Europäische Union wurde. Weiter können Sie erfahren, warum ein LibDem gegen den Brexit ist und was er dagegen tut, und was man so alles auf Websites der europapolitischen Sprecher und der einer Sprecherin der Bundestagfraktionen über Europa lesen kann. Ja, und dann können Sie noch erfahren, was die Biografie von Sandor Vajna mit Europa zu tun hat. Falls Ihnen das noch nicht reicht: Alexander Boguslwaski stellt das Buch von Aleida Assmann vor: „Der Europäische Traum. Vier Lehren aus der Geschichte“. Aleida Assman hält es übrigens für falsch, die demokratischen Nationen abzuschaffen, sie müssten gestärkt werden!
Wäre das ein paar Leseminuten wert?!

Beste Grüße
Ihre

Alexander Boguslawski und Adalbert Knapp

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Aus dem Nähkästchen

Ganz ehrlich, so ein richtiges Plaudern aus dem Nähkästchen ist das nicht, es ist eher ein Erzählen davon, warum wir zum Beispiel nicht Facebuckeln oder Twittern oder Instagrummeln, von Whatsup ganz zu schweigen. Natürlich haben wir überlegt, ob es für die Wirkung in die Breite und für bestimmte Zielgruppen nicht sinnvoll wäre, die sogenannten sozialen Medien zu nutzen. Letztendlich kamen wir doch zu dem Schluss, dass wir nicht Instrumente benutzen, deren Chefs zeigen, dass ihnen z. B. der Respekt vor einem Parlament wie dem europäischen gänzlich abgeht. So gewährte Mark Zuckerberg dem Europäischen Parlamant gnädig einen Termin. Die Fragen die die Parlamentarier ihm stellen durften, hat er selbst formuliert. Wenn sich schon die MdEPs das gefallen lassen, dann wollen wir das ganz und gar nicht tun. Und dass facebook zugelassen hat, Wahlen zu manipulieren, das hat uns ganz genauso wenig gefallen. Außerdem loben wir in diesem Zusammenhang die viel gescholtene DSGVO (Europäische Datenschutz-Grundverordnung), weil sie uns ermöglicht, wenigstens ein klein bisschen wir zu bleiben und weil sie verhindert, für andere so durchsichtig zu werden, wie wir es für uns selbst nicht sind.
Um so mehr würden wir uns freuen, wenn Sie „Doch Europa!“ ganz aus eigener guter Erkenntnis Freunden, Freundinnen und BekanntInnen über diesen Link empfehlen. Vielen Dank dafür im Voraus!

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Aktuell

Das „Europa der Regionen“

Entwicklungsunterschiede – Potentiale – Perspektiven

Vortrag von Dr. Thomas Ott am
19. Febr
uar 2019, 19.00 Uhr in der Volkshochschule

Das „Europa der Regionen“ ist die Bezeichnung für ein föderalistisches politisches Konzept,das die Bedeutung der Regionen innerhalb der EU-Mitgliedsländer in ihrer mentalitätsprägenden und identitätsstiftenden Rolle betont. Diese Perspektive lässt sich als Gegenentwurf zum „Europa der Vaterländer“ verstehen: die Nationalstaaten sind zur Lösung der großen Probleme zu klein und zur Lösung der kleinen Probleme zu groß. Eine dezidierte Regionalpolitik war seit Gründung der EWG ein Grundpfeiler der europäischen Einigung. Sie verfolgt das Ziel, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt innerhalb der EU zu stärken und das Strukturgefälle zwischen den einzelnen Regionen zu verringern. Der Vortrag gibt einen Überblick über die regionalen Entwicklungsunterschiede in den Ländern der EU und stellt die regionalpolitischen Instrumente, die sich auch in unserer wirtschaftlich starken Region finanziell niederschlagen, vor. Über die Verknüpfung mit Wahl- und Abstimmungsergebnissen (z.B. Brexit-Referendum, norwegische EU-Beitrittsreferenden) ergeben sich Interpretationsansätze, die mögliche Entwicklungspfade der europäischen Integration aufzeigen.

Was wird aus Europa?
Podiumsdiskussion mit Europapolitikern

Inzwischen steht die Podiumsdiskussion mit Kandidatinnen und Kandidaten zur Europa-Wahl:
Donnerstag, 11. April 2019, 20 Uhr
Rolf-Engelbrecht-Haus, Breslauer Straße 40, 69469 Weinheim

Teilnehmen werden: Bernd Barutta, Freie Wähler, Daniel Caspary, CDU, Anna Deparnay-Grunenberg, Grüne, Andreas Glück, FDP, Dominique Odar, SPD und Martin Schirdewan, Linke

Vorbereitungen für des große Ereignis „Stimmen für Europa

Die Vorbereitungen für das Konzert mit Weinheimer Chören am Sonntag, 12. Mai 2019 am Blauen Hut neben dem Schlossparkteich sind in vollem Gang.
Auf dem Programm werden Lieder aus Europa stehen. Am Ende singen alle Chöre und das Publikum gemeinsam die „Ode an die Freude“ alias Europahymne von Ludwig van Beethoven bzw. Friedrich Schiller: Stimmen für Europa! Außerdemwird es in der Innenstadt kurze Platzkonzerte zu geben.
Wir haben alle Chöre Weinheims eingeladen und viele haben bereits zugesagt. Wir freuen uns über jeden weiteren Beitrag. Die Einladung mit den Spielregeln finden Sie hier, die Anmeldeformulare hier.

Doch Europa!

Ein Quiz für EinsteigerInnen

Im Rahmen der Kampagne zu den Wahlen zum Europäischen Parlament am 26. Mai veranstalten wir zusammen mit Weinheimer Schulen ein Quiz zum Thema Europa.
Als Gewinne locken Büchergutscheine und Eintrittskarten zu Kulturveanstaltungen in Weinheim.
Das Quiz wendet sich an die ganze Weinheimer Bevölkerung, damit natürlich auch und insbesondere an Schülerinnen und Schüler. Ein großer Teil der Fragen wurde von Schülern des Privatgymnasiums erarbeitet, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, Privatgymnasium und Werner-Heisenberg-Gymnasium haben ihr Mitarbeit schon zugesagt.
Das Frage- und Antwortspiel wird in der Multiple-Choice-Methode digital durchgeführt. Der Start ist für Mitte Februar vorgesehen.
Die Preisverteilung findet im Rahmen des Forums
Was wird aus Europa? Podiumsdiskussion mit Europapolitikern
Donnerstag 11. April 2019, 20 Uhr im Rolf- Engelbrecht-Haus statt.
Der Versand wird auch als Woinemer Euroletter EXTRA – DAS QUIZ erfolgen.

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Finde dein Match!

Wahlomat zur Europawahl

Auch für die Wahlen zum Europa-Parlament gibt es einen Wahlomat!
Ganz modern per du formuliert:
„Sieh, mit welchen Politikern, nationalen Parteien und europäischen politischen Gruppen deine Ansichten, basierend auf den vergangenen Handlungen dieser Gruppen, übereinstimmen.
Stimme ab über 25 Entscheidungen, die die MEPs tatsächlich getroffen haben und sieh, welche Politiker, nationale Parteien und europäische Parteigruppen am meisten mit deinen Ansichten übereinstimmen (basierend auf dem tatsächlichen Abstimmungsverhalten).
Du kannst jedem Thema eine Wichtigkeit zuordnen bevor du abstimmst, sodass die Ergebnisse anhand deiner Prioritäten gewichtet werden. Außerdem kannst du mehr über das Thema der Abstimmung und die Argumente für und gegen den Vorschlag erfahren, bevor du deine Meinung festlegst. Die Namen der Abstimmung wurden zum Zwecke der besseren Verständlichkeit verändert. Alle hier berücksichtigten Entscheidungen wurden in der aktuellen Legislaturperiode (2014-2019) getroffen.“
Hier der Link.

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Wie alles begann

Vortrag zur Geschichte der europäischen Vereinigung

„Nie wieder Krieg!“ sollte es zwischen den europäischen Ländern geben. Das war die Losung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 und zugleich das Urmotiv für eine Neuordnung der Staatenwelt in Europa. Und damit begann auch Dr. Adalbert Knapp, einer der Initiatoren der Weinheimer Kampagne „Doch Europa!“ seinen Vortrag zur Geschichte Europas seit 1945, mit dem die Initiative zur Europawahl am 26. Mai in ihr diesjähriges Veranstaltungsprogramm startete.

Von der Montanunion zu EU

Viel Raum gab Knapp dieser Zeit, in welcher die ersten Gedanken für ein vereintes Europa entwickelt wurden, weil mit dem Rückblick auf die Kriegs- und Nachkriegszeit deutlich wurde, wie wichtig das Zusammenrücken der europäischen Staaten als Friedensprojekt war – und bis heute ist. Deutschland wurde in die europäische Staatengemeinschaft integriert und das neue Bündnis musste sich gegenüber dem parallel entstehenden „Ostblock“ etablieren. Nach dieser schwierigen Gründerzeit folgten Jahre, in denen sich die neue westeuropäische Staatengemeinschaft immer schneller entwickelte. Nach der Montanunion 1948 folgte die Gründung der Europäischen Wirtschaftgemeinschaft 1957. Die Wirtschaftsintegration war der Schlüssel zum Aufstieg der sechs Gründernationen zu modernen, wohlhabenden Gesellschaften.

Es folgte eine lange Phase der Vergemeinschaftung anderer Politikfelder, die am Ende zur Abschaffung der Zölle, zu einer Erweiterung der teilnehmenden Länder (1973 Großbritannien) und zur Vollendung des Binnenmarktes 1993 im Vertrag zu Maastricht führte. Der Beitritt weiterer 10 Länder 2004 und 2007 vergrößerte die EU, die Finanzkrise in den Jahren nach 2008 und jüngste Konflikte in Folge der großen Flüchtlingsbewegungen brachte die EU aber bis heute in unruhiges Fahrwasser.

Erlebte Geschichte

Für die meisten der Besucherinnen und Besucher, von Twenties bis zu den Seventies, war der Abend auch eine Blick in die eigene erlebte Geschichte: von der Suezkrise, dem Aufstand in Ungarn, ebenfalls 1956, erstem Elysee-Vertrag 1963, den unerbittlichen Auseinandersetzungen um die Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel, Nine Eleven am 11. September 2001, dem immer noch nicht wirklich beendeten Irakkrieg 2003 und noch immer schwelenden Finanz- und der Eurokrise.

Der Vortrag von Adalbert Knapp war eine einstündige Reise durch 80 Jahre europäischer Geschichte und endete in der Zuversicht, dass es aller Mühe wert sein müsse, ein vereintes Europa zu erhalten, und in der Gewissheit, dass ein Rückfall in den Nationalismus die schlechteste aller Lösungen wäre. Das zahlreiche Publikum in der Volkshochschule schied in der Absicht, in den kommenden Monaten weiter für die europäische Idee einzustehen.

Alexander Boguslawski

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Rumgefragt

bei Alberto Ferrarese

Eigentlich wollten wir nur ein wenig rumfragen, dann war das doch ein veritables Gespräch, wie es sich ein „Doch Europa!“-Aktivist nur wünschen kann.

Die Enkel wachsen dreisprachig auf, die Kinder waren von der ersten Minute an zweisprachig, studierten in Italien und leben jetzt in Paris, und das Haus in Amatrice haben sie schon auch ein wenig deutsch gebaut. Klar. Amatrice, wir sprechen mit dem ältesten der Ferrarese-Brüder Alberto, in der Küche ein Koch beim Putzen von Artischocken („Von zwanzig Essern wollen 10 Artischocken“), im Restaurant ist es ruhig, im Hintergrund werden die Tische für den Abend gerichtet, Zeit für ein Plausch zu Europa.

Zwei Flugstunden nach Rom, drei Bahnstunden nach Paris

Das mit der jetzigen Regierung in Italien muss man gelassen sehen. Es war nichts mehr mit der bisherigen Struktur, die werden sich noch an die Realität gewöhnen. Allerdings, das ist klar, die Bedrohung Europas kommt von rechts und da gilt es aufzupassen. Hier wie dort. Dort, das sind zwei Flugstunden nach Rom in die Heimat Amatrice, von Mannheim aus drei Stunden mit dem TGV zu den Kindern nach Paris zu den Töchtern, Enkeln und den französischen Schwiegersöhnen.

Solidarität sollte schon sein

Natürlich, das starke Deutschland, wo auch die Ferrareses Steuern zahlen, sollte sich schon etwas kümmern. Wenn in einer Familie fünf Kinder sind und zwei weniger erfolgreich: Werden sie die Eltern nicht besonders fördern, natürlich, wird man sie ein wenig anspornen. Insofern ist die Antwort klar: Es wäre sinnvoll, eine europäische Arbeitslosenversicherung einzuführen, um die Regionen mit besonders hoher Arbeitslosigkeit besonders zu fördern. Allerdings, eher, so war das damals doch auch, als wir begannen, Kredit wäre besser als einfach so hingeben. Übrigens auch die Sicherheit, nach Innen und Außen, das wäre doch wirklich sehr gut, wenn man da gemeinsam vorankäme. Die Unterschiedlichkeit von Italiens Norden und dem Süden kann nicht fehlen in so einem Gespräch; allerdings, in der Ferrarese-Gastronomie arbeiten Leute aus den Abruzzen, Apulien, Sardinien; sie haben vor 20 Jahren ihre Kinder nachgeholt, die hier in die Schule gehen, „alles gute, fleißige Leute“. „Fleißig“ ist ein Begriff, den Alberto Ferrarese sehr gut gefällt. Vom Fleiß nach Europa: Ein bisschen fleißiger in Demokratie könnte die EU schon sein.

Italienerin? Deutsche? Europäerin!!

Wenn man seine Töchter fragen würde, eine in Italien geboren (die Mutter aus der Pfalz blieb dann gleich ein Jahr dort zum Lernen), die andere in Deutschland und beide hier aufgewachsen, Werner-Heisenberg-Gymnasium, Studium in Mailand, wir haben schön gehört, leben in Frankreich. Klar, wir sind Europäerinnen!

Wo er einmal begraben sein will, kurzes Stocken, „natürlich im meinem Dorf – und ein großer Stein aus Carrara-Marmor, Alberto lacht herzlich, und man trifft dort all die Leute von früher.

Gelassenheit, es ist nicht der Begriff, aber er meint, es hat alles sehr lange gedauert mit und in der Geschichte Europas. Lasst Europa Zeit, denn alles was gut werden soll, braucht seine Zeit. Wir lernen: Mario Ferrarese, der Neffe und Jungastronom in der Nachbarschaft, hatte recht: Wenn sie über Geschichte und Politik reden wollen, gehen Sie zu Onkel Alberto. Vielen Dank!!

Text: Adalbert Knapp Bild: Norbert Kramer

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Post aus …

In der folgenden Rubrik kommen Leute zu Wort, die außerhalb unseres germanischen Horizonts in Europa leben und wirken und die mit Weinheim oder mit Weinheimerinnen und Weinheimern zu tun haben. Den ersten Brief, vermittelt von Professor Sandor Vajna, einem unserer Mitstreiter, schrieb uns Peter Fábri aus Budapest, der im März nach Weinheim kommen wird.

Diesmal kam Post aus…

Madrid

Den letzen Brief, Sie erinnern sich, erreichte unds von Peter Fábri aus Budapest. Diesmal schreibt uns Prof. Dr. Teresa Jurado Guerrero. Sie ist, 1968 in Viernheim geboren, in Weinheim aufgewachsen und hat in Mannheim Soziologie studiert. Sie ist jetzt Professorin für Soziologie an der Fakultät für Sozialwissenschaften der staatlichen Fernuniversität (UNED) in Madrid. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Sozialstaat, Familie, Jugend und Geschlechterunterschiede im europäischen Vergleich. Sie hat vor kurzem ein Forschungsprojekt zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Männer“ (Implica) erfolgreich abgeschlossen und koordiniert nun die europäische Aktion Men in Care“.

Für sie ist Europa eine Erfolgsgeschichte, zumindest bis zum gescheiterten Versuch einer neuen EU-Verfassung in 2006 und der ökonomischen Krise 2008. Meine persönliche Erfahrung ist ein Zeugnis dessen und ich möchte an die positiven Meilensteine erinnern, so wie ich sie als Migrantin der zweiten Generation erlebt habe bis ich im Jahre 2000 nach Spanien ausgewandert bin. Natürlich sehe ich alle die Probleme, Ungleichgewichte und Begrenzungen der Europäischen Konstruktion, aber ich schlage vor, die sonnige Seite zu betrachten. Lesen Sie weiter…

… und

North Walsham (UK)

North Walsham liegt an der Ostküste von England. Von dort kommt der Brief von Nigel Lloyd einem Cousin unseres Mitstreiters Norbert Kramer. Er war Manager einer Gaspipeline zwischen England und Belgien und ist seid 2018 im Ruhestand. Vor zwei Wochen schrieb es uns.

Seit acht Jahren bin ich für die Liberaldemokratische Partei Mitglied im District Council (entspricht dem deutschen Kreistag, Am.d.Ü.) des Landkreises, in dem ich lebe. Meine Aufgabe besteht darin, sicherzustellen, dass zentrale (staatliche) Dienstleistungen aufrecht erhalten bleiben: Abfallbeseitigung bei möglichst umfangreichem Recycling, Straßenreinigung, Gewährung von Wohngeld, Gesundheitsversorgung, Raumordnungsplanung und (Bau-)Genehmigungen, Taxi- und Schanklizenzen und die Bereitstellung von Sportanlagen in der Region.

Meinem Selbstverständnis nach war ich immer Europäer und über das Ergebnis des britischen Referendums im Juni 2016 entsetzt. Weder im Vereinigten Königreich, noch im Parlament oder sogar in ihrer eigenen Partei ist es seitdem unserer konservative Regierung gelungen, einen Konsens darüber zu erreichen, wie der Brexit aussehen soll. Lesen sie weiter…

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Blick nach Berlin

Natürlich versuchen wir mit unserem Euroletter, auch am Puls der Tages, zu sei. Und so haben wir in die Websites der europapolitischen Sprecher der Bundestagfraktionen geschaut. Zunächst bei unserer Wahlkreisabgeordnete, Franziska Brantner, sie ist europapolitische Sprecherin ihrer grünen Fraktion. Bei ihr gibt es ganz viel und ganz Aktuelles zu lesen, zum Brexit initiierte sie mit Norbert Röttgen einen Brief an „die Briten“, sie möchten doch dableiben, möge es nützen, Sie könne nachlesen, was sie im Bunestag zu Europa gesagt hat und dass sie, das meinen andere auch, dass die Bundesregierung beim Aachener Vertrag zu kurz gesprungen ist.
Achim Post, Europa-Sprecher der SPD-Fraktion findet den Aachner Vetrag auch nicht so doll, zu wenig Mut, und der Plan B von Thersa May sei überhaupt keinen Plan.
Bei Florian Hahn (CDU/CSU-Fraktion) steht aktuell nichts drin zu Europa, das Aktuellste, vom 18. Januar, ist der Dank an die Schneeräumer. Ist jetzt nicht so richtig Europa, außer, dass es in Österreich, noch EU-Mitglied, auch schneit.
Alexander Graf Lambssdorff hat Bonn (?) im Herzen und die Welt im Blick und berichtet von der Aufstellung der Kanditatenliste der FDP für die Europawahl und, natürlich, vom Europaparteitag der F.D.P, halt, die Pünktchen sind ja weg, jetzt werden Punkte außerhalb gemacht.

DIE LINKE befürwortet ein geeintes Europa. Zugleich ist sie überzeugt, dass die EU-Verträge keine taugliche Grundlage für ein soziales, demokratisches, ökologisches und friedliches Europa sind. Ihr europapolischer Sprecher Andrej Hunk meint, dass der Aachener Vertrag eine weiter Militariserung bringt, beim Brexit Mr. Corbyn übernehmen sollte und dass er katalanische Politiker im Gefängnsi besucht hat.

Harald Weyel von der AfD-Fraktion sagt in seiner Rede am 31. Januar im Bundestag: „Deutsche Politik legte nie ihre Zwangsjacke ab. Auf dem einen Ärmel steht NATO und auf dem anderen EU. Diese Ärmel werden ohne Not immer enger geschnallt. Die verkümmerten Ärmchen des zweiten Nachkriegsdeutschlands sind nunmehr nicht geeignet, die eigenen Probleme, die Probleme der Welt oder auch nur die Europas effektiv anzupacken, erst recht nicht, wenn Letzteres als EU-topia veranstaltet wird, das immer teurer und nutzloser wird.“

Was David McAllister, MdEP für die CDU, zum Klimawandel meint, finden Sie in unserer kleinen Presseschau weiter unten.

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Das Porträt

Ein Europäer in Weinheim

Professor Sandor Vajna im Gespräch

Auf die Frage, ob er denn eine „europäische Biografie“ habe, antwortet Sandor Vajna augenzwinkernd, er fühle sich drei Ländern zugehörig: Ungarn, dem Rheinland und Baden. Geboren wurde er 1952 in Budapest, 1956 zog er mit seiner Familie ins Rheinland, wo er seine Schulzeit verbrachte. Studium und erste Berufsjahre verbrachte er in Karlsruhe und später in Weinheim.

Ungarn verstehen

Seine ungarischen Wurzeln stehen nicht nur in der Geburtsurkunde. Vajna hat noch Verwandtschaft in Ungarn, er spricht die Sprache und hält Vorlesungen in Ungarisch an den Universitäten in Budapest und Miskolc. Auch die Geschichte des Landes und die seiner Familie wirken bis heute nach. Der Vater war ein bedeutender Fachmann für die ungarische Zuckerindustrie, der sich aber in den dramatischen Monaten des Aufstandes von 1956 nicht politisch vereinnahmen lassen wollte und deshalb mit seiner Familie die Flucht nach Deutschland antrat. Das alles gestattet es dem Sohn noch heute, die Menschen in Ungarn und ihre kollektive Befindlichkeit auch in den schwierigen Orbán-Jahren zu verstehen.

Wissenschaft, Industrie, Wissenchaft

Der studierte Maschinenbauer arbeitete einige Jahre als Wissenschaftler an der Universität Karlsruhe, bevor er 1982 eine leitende Stelle bei Freudenberg antrat. Nach weiteren Stationen in der Industrie wurde er 1994 Professor für Maschinenbauinformatik an der Universität Magdeburg und blieb dort bis zu seiner Emeritierung 2017. Seine berufliche Arbeit führte Prof. Vajna über die Jahre in viele europäische Länder, so auch nach Frankreich, wo er Gastwissenschaftler war und Vorlesungen in Französisch hielt. Zu seiner polyglotten Biografie gehört neben dem Deutschen und dem Ungarischen auch seine Geläufigkeit in der englischen, französischen und (begrenzt) in der spanischen Sprache.

Vajna schätzt Europa nicht nur als wichtigen Wirtschaftsraum, in dem sich Unternehmen, Wissenschaftler und Techniker frei bewegen und austauschen können. Es nennt sich und seine Familie ausdrücklich „frankophil“, hat also auch emotionale Beziehungen über Ländergrenzen hinaus.

Bürokratisch, kompliziert, abgehoben …

Das alles hindert Sandor Vajna nicht daran, ein durchaus kritisches Urteil über die politische Verfasstheit und die Institutionen der EU zu haben. Nicht nur hält er den Apparat der EU für zu bürokratisch, kompliziert und abgehoben von der gesellschaftlichen Realität in den Mitgliedsländern. Er erkennt auch die Gefahr, dass die Politik der EU zu viele „Integrationsverlierer“ hervorbringe und sieht darin die Ursache für die nationalistischen Entwicklungen der letzten Jahre. Nicht nur bei „seinen“ Ungarn sieht er eine anfängliche Begeisterung für Europa, die dann in eine große Enttäuschung umgeschlagen sei. Vajna ist deshalb dezidiert eher für eine föderalistische als für eine supranationale Konstruktion der EU, für eine Union, die ihre Mitlieder behutsam auf einen gemeinsamen Weg führt.

Text: Alexander Boguslawski

Bild: Privat

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Unser Buch zu Europa

„Wo ist die gemeinsame Mitte?

Aleida Assmanns europäischer Traum

Die diesjährige Trägerin des Friedenspreises des deutschen Buchhandels schaut auf die europäische Fahne mit dem Sternenkranz, der die Mitgliedsstaaten der EU symbolisiert, und fragt sich: In der Mitte des Kreises ist – nichts. Was aber ist das gemeinsame Zentrum, das die europäischen Staaten zusammen hält?

Eine Antwort versucht Aleida Assmann in ihrem neuesten Buch selbst zu geben. Zu lange hätten sich die Europäer mit dem wohlfeilen Selbstverständnis geschmückt, der Nabel der Welt, die Wiege der Zivilisation und der Hort der Vernunft zu sein. Angesichts der aktuellen zentrifugalen Kräfte in der Europäischen Union hält dieses Selbstbild die Staatengemeinschaft offensichtlich nicht mehr zusammen. Was Assmann vorschlägt, ist ein selbstkritisches Leitbild der EU, das sich auf vier Lehren aus der Geschichte berufen könnte.

Europa sei es zum einen gelungen, einen dauerhaften Frieden zu schaffen, der auf der Versöhnung von Erzfeinden gegründet ist. Dafür habe die EU 2012 den Friedensnobelpreis erhalten, allerdings nicht nur als Anerkennung für das Erreichte, sondern auch als Mahnung, die selbst gesteckte Maxime der friedlichen Konfliktlösung nicht aus dem Auge zu lassen.

Eine zweite historische Lehre sieht Assmann in der Wiederherstellung der Demokratie nach 1945 – nicht nur in Deutschland. Eine gelungene Demokratisierungsleistung in Europa sieht die Autorin nicht nur in der Transformation der Naziherrschaft in ein rechtsstaatliches System, sondern auch im Zuge der Auflösung des Ostblocks nach 1989.

Als dritte Lehre bzw. Errungenschaft im vereinigten Europa wird die „Einübung“ einer kollektiven und selbstkritischen Erinnerungskultur genannt. Auch diese hat ihr „Vorbild“ in der deutschen Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Erinnerungskultur wird aber als allgemeine Voraussetzung dafür angesehen, dem Rückfall in diktatorische Verhältnisse vorzubeugen, indem man das Bewusstsein für Gewalt und Unrecht in der eignen Gesellschaft aufrecht erhält.

Schließlich verweist Aleida Assmann auf die nach 1945 und nach 1968 erfolgte „Wiederentdeckung“ der Bürger- und Menschenrechte als handlungsleitende Norm der europäischen Politik, als „zentrale Mitgift der Neugründung Europas“.

In der Zusammenfassung kann man diese vier Lehren aus der Geschichte als konstitutive Elemente eines Identität stiftenden Mythos Europas verstehen. In Anlehnung an den Begriff vom „American Dream“ spricht Aleida Assmann in ihrem unbedingt lesenswerten Buch deshalb vom „Europäischen Traum“.

Alexander Boguslawski

Aleida Assmann, Der Europäische Traum. Vier Lehren aus der Geschichte, 208 S., München 2018, € 16,95

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Der Blick in die Presse

Hintern hoch!

In einem Brandartikel in der Süddeutschen Zeitung vom 31. Januar meint Heribert Prantl, Meinungsmatador der SZ, die Europawahl am 26. Mai sei die wichtigste seit Jahrzehnten. Man merke jedoch von der Wichtigkeit nicht viel. Wenn das so bleibe, werde es am Wahtag „Heulen und Zähneknirschen geben … weil Europagegener und Europafeinde das Parlament in den Griff nehmen“. Er fährt dann fort: „Bei aller Kritik an Europa – die meisten Bürgerinnen und Bürger wollen dieses Europa der EU, aber sie wollen es anders: sozial, solidarisch, bürgernah. Wie eine bürgernahe EU aussehen könnte, das müsste das Thema des Wahlkmapfes sein. Europa darf nicht den Nationalisten in die Hände fallen.“

Also: Unterstützen Sie „Doch Europa!“, kommen Sie zu den Veranstaltungen, leiten Sie den „Woinemer Euroletter“ weiter. Machen Sie unseren Volksvertreterinnen und -vertretern Dampf!

Übrigens: Wussten Sie schon, dass es in BaWü ein ganz wichtige EXPERTENGRUPPE gibt, die sich mit Europa beschäftigt und dass so etwas, selbstverständlich, im Staatsanzeiger steht?

Sollen sie vielleicht weniger diskret tagen?

Und hier können Sie nachlesen, dass David McAllister, MdEP für die CDU, meint, Europa sollte deutlich mehr für den Klimaschutz tun.

Natürlich passiert etwas … Mit Ihnen sind wir mehr!!!

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Impressum

V.i.S.d.P.
Dr. Alexander Boguslawski
Friedrichstraße 28
69469 Weinheim
Telefon 06201 16605
a.boguslawski@docheuropa.de

Dr. Adalbert Knapp
Müllheimer Talstraße 66
69469 Weinheim
Telefon 06201 63254
a.knapp@docheuropa.de

Redaktion:
Alexander Boguslawski, Adalbert Knapp,
Norbert Kramer

Texte: Alexander Boguslawski, Theresa Jurado, Adalbert Knapp, Nigel Lloyd (Übersetzung Martin Vogel)

Bilder: Frauenchor Oberflockenbach, Adalbert Knapp, Norbert Kramer, privat (Sandor Vajna)

Layout und Webdesign
Sven Holland , Weinheimer Jugendmedien
Web-Programmierung
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