„Wenn Europa einmal einträchtig sein gemeinsames Erbe verwalten würde, dann könnten seine drei- oder vierhundert Millionen Einwohner ein Glück, einen Wohlstand und einen Ruhm ohne Grenzen genießen.“
Sir Winston Churchill am 19. September 1946
Was der britische Premier vor 82 Jahren formulierte – nicht nur am Rande, er sah das UK nicht dabei – klingt immer noch ganz frisch. Freilich, Glück und Wohlstand ohne Grenzen klingt für manche Bürgerin und manchen Bürger der Europäischen Union nicht nach Realität und das mit den Grenzen und das Wort Ruhm passt eher zu Emanuel Macron als zu Angela Merkel. Dennoch, das Pathos dieses Aufbruchs nach einem mörderischen Krieg, sollte es nicht auch uns leiten? Das gemeinsame Erbe: Sollten wir es nicht immer neu erwerben, um es weiter besitzen zu können? Freilich, zu diesem Erbe gehört auch der Streit seit 1945, der zwischen „L‘Europe des Patries“ de Gaulles und denen, für die es nicht schnell genug gehen kann mit dem Bundesstaat Europa, freilich, um die Transatlantiker ist es in Trumps Zeiten ruhiger geworden, um so wichtiger ist „Doch Europa!“
Unsere Initiative hat keine Priorität in der Form und im Weg, außer der, dass Europa dieses Erbe, seine Stellung in der Welt, seinen Wohlstand nur gemeinsam wird bewahren können. Und dass Europa nur gemeinsam seine Verantwortung dafür wahrnehmen kann, dieses Erbe für andere nutzbar zu machen.
Welche Rolle die Nationen in einem gemeinsamen Europa spielen werden, darüber ist zu streiten, nie und nimmer aber darüber, ob Nationalismus ein Weg oder gar das Ziel sein.
In dieser Initiative haben alle einen Platz, die ein von Nationalismus freies Europa wollen, diejenigen, für die die deutsche Geschichte von 1933 bis 1945 und damit die 55 Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs ein Fliegenschiss sind, die haben hier keinen Platz.
In diesem Sinn Ihre Alexander Boguslawski und Adalbert Knapp
… Sie wissen es ja, werte Leserin, werter Leser, dass die Bürgerstiftung Weinheim die Initiative „Doch Europa!” unterstützt und auch das Bunte Weinheim und die Volkshochschule und der Jugendgemeinderat und die Musikschule und die Weinheimer Jugendmedien. Also haben wir uns gedacht, wir sind doch nicht einfach irgendwer und laden jetzt einen echten deutsch-schwäbischen EU-Kommissar ein, schließlich ist Weinheim ja nicht irgendwo und es hätte ja sein können, und der Willy Brandt war auch schon einmal hier.
New York oder Bietigheim
Natürlich hätte jeder verstanden, irgendwie ist das hier ja auch, sagen wir, nicht New York oder Bietigheim, wenn wir eine freundliche Absage bekommen hätten: Haben wir nicht, allerdings auch keine Zusage, eigentlich gar keine Antwort. Weil nämlich, wie wir alle wissen, auch bei der Europäischen Kommission unglaublich gespart wird, haben die niemanden, der so eine erste oder zweite oder so Mail beantworten könnte. Für uns isch damit G.O. over. Also, den Martin Schulz, der hätte vielleicht geantwortet, hätte aber wahrscheinlich gesagt, er habe keine Zeit, weil er immer noch nach der im Koalitionsvertrag angekündigten Europa-Initiative der Groko im Allgemeinen und der der SPD im Besonderen suchen müsse.
Weltordnung mit oder ohne
Unverzagt: Also, da gibt es das Buch „Weltordnung ohne den Westen – Europa zwischen Russland, China und Amerika” von Gernot Erler, das wäre doch etwas, das Buch ist bestens geschrieben, historisch und überhaupt fundiert (wir werden rezensieren) und außerdem sitzt der Autor jetzt nicht mehr im Bundestag, hat mehr Zeit, und der Verlag Herder freut sich sicher auch. Also: Frisch voran! Der hat aber leider auch keine Zeit, nicht einmal für eine Antwort auf unsere zweimalige Nachfrage. Es stimmt offensichtlich: Europa hat nicht nur keine Telefonnummer sonder nur tote Mailbriefkästen.
Warum in die Ferne schweifen
Also, dann schauen wir uns in der Nähe um und siehe da, warum nach Brüssel oder Freiburg schweifen, Prof. Dr. Peter Graf Kielmannsegg hat sich in seinem wissenschaftlichen Leben intensiv mit Europa und auch mit Demokratie beschäftigt. Also, warum nicht ihn fragen. Und siehe da, nach drei Tagen kommt die Antwort. Man könne ihn als Europaskeptiker wahrnehmen, meint Graf Kielmannsegg, insofern möchte er uns warnen. Nicht nötig, am Donnerstag, 16. Mai 2019 um 19:00 Uhr Wird es in der Volkshochschule, unter dem Titel „Wohin des Wegs, Europa?” ein Gespräch mit Professor Graf Kielmannsegg geben, dem sich eine ausführliche Diskussion anschließen wird.
Was wird aus Europa?
Podiumsdiskussion mit Europapolitikern
Die Initiative „Doch Europa!“ lädt ein zu einem Diskussionsabend. Das Thema des Abends liegt nahe: Es geht um die Zukunft der Europäischen Union, für die wir selbstkritisch aber auch leidenschaftlich streiten wollen. Zugesagt haben bereits die aktuellen Mitglieder des Europäischen Parlaments Daniel Caspary (CDU), Peter Simon (SPD) und Martin Schirdewan (Linke), sowie der Kandidat der FDP für die EP-Wahl am 26. Mai 2019, Andreas Glück. Angefragt ist die Kandidatin der Grünen, Anna Deparnay-Grunenberg. Termin ist Donnerstag, der 11. April 2019. Ort und Uhrzeit werden noch bekannt gegeben.
Europäisches Parlament stellt Website „Was tut die EU für mich?” vor
Am 14. November 2018 stellte das Europäische Parlament die neue Website „Was tut die EU für mich?“ vor, mit der die Vorteile der EU für den einzelnen Bürger aufgezeigt werden sollen. Die vom wissenschaftlichen Dienst des Parlaments (EPRS) erstellte Website unterstützt die Kampagne „Diesmal wähle ich!”, welche das Parlament bereits im Juli 2018 ins Leben gerufen hat (Brüssel Aktuell 27/2018). Sie ermöglicht für jeden Bürger die gezielte Recherche nach für ihn relevanten EU-Initiativen und ist dafür in drei Bereiche gegliedert. Im Bereich „meine Region” finden sich 1.400 Notizen über den Einfluss der EU in konkreten Regionen und Städten in Europa. Der Bereich „mein Leben” stellt in weiteren 400 Notizen die Vorteile der EU für verschiedene Berufe, Freizeitmöglichkeiten und andere gesellschaftliche Themen dar. In einem ergänzenden dritten Teil werden die bisherigen Leistungen der EU sowie künftige Maßnahmen in ausgewählten Politikbereichen in den Fokus gestellt. Sämtliche Beiträge können auf den sozialen Netzwerken geteilt oder als PDF-Dokument abgespeichert werden. Das Parlament sieht in dieser Website ein Instrument, um den Bürgern die EU näher zu bringen und erhofft sich positive Effekte auf die Wahlbeteiligung bei den Europawahlen im Mai 2019.
Stimmen für Europa
Für das große Chorkonzert „Stimmen für Europa“ am 12. Mai des nächsten Jahres sind vor wenigen Tagen die Einaldungen verschickt worden. Die erste Rückmeldung kam 55 Minuten und 25 Sekunden später: „…ein wunderbares Vorhaben – ich werde es unterstützen und meine Gesangsvereine zum Mitmachen motivieren.“
Mittwoch Nachmittag, auf dem Marktplatz ist es ruhig, Zeit für ein paar Fragen an …
Jörg Schüßler, Jahrgang 1955, geborener Berliner, mit sieben Jahren an die Bergstraße zugewandert, Geschäftsführer der Salazar Gastronomiebetriebs GmbH, wir treffen ihn vor dem Flo, 1979 als Café Florian direkt aus Venedig kommend am Weinheimer Marktplatz gegründet. 1986 übernehmen die Gebrüder Salazar das Café und jetzt ist es einfach nur noch das Flo. Was er denn von Europa halte? Eigentlich sei er ja nicht so der Politiker, Europa finde er gut, eigentlich ziemlich der Grundgedanke als gemeinsames Friedensprojekt, das sei schon sehr in Ordnung. Ob freilich die Gründerväter mit bedacht hätten, welche Schwierigkeiten es geben würde? Die extrem ungleichen Verhältnisse, die jetzt zusammenpassen sollen, das sei schon problematisch. Dennoch, das mit der gegenseitigen Unterstützung sei schon sehr gut. Man höre davon, dass durch die Migration Deutschen Arbeitsplätze weggenommen würden, einerseits, andererseits arbeiten im ihrem Betrieb Mitarbeiter aus 10 oder 12 Nationen, von der Dominikanischen Republik bis aus Ägypten kämen die Mitarbeiter. Und natürlich die Bürokratie, allerdings die in der Gastronomie kennt man in Frankreich oder Italien so nicht.
… oder an
Patricia Mali, direkt unterm Olymp geboren, Eltern aus Österreich und Griechenland, seit Jahrzehnten in Deutschland, deutsche Staatsangehörige, es kann schon passieren; dass sie schon einmal von „uns“ spricht, wenn sie Griechenland meint. Sie ist skeptisch, sehr skeptisch, ob ihr Mutterland oder Italien im Euro und der EU bleiben können. Die wirtschaftlichen und auch kulturellen Unterschiede seien zu groß. Als kleines mittelständisches Geschäft sehe sie sich sehr verlassen von der Politik; aus ihrer Sicht war es vor der stärkeren wirtschaftlichen und auch politischen Union besser, als z. B. die einzelnen Volkswirtschaften ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Abwertungen anpassen konnten, zu Zeiten der Zölle konnten sie günstiger einkaufen, in Italien, Großbritannien, auch Griechenland, Irland, Island, ja und überhaupt die viel zu hohe Mehrwertsteuer verführe, z. B. in Griechenland 23 % dazu, dass nicht alle Geschäfte „transparent” sind. Der Tsipras, der mache das schon richtig, mit der, naja, Merkelnähe.
Mario Ferrarese, zusammen mit seiner Verlobten Dominique (die Uroma war Französin) Heubach Inhaber des Bellini, zuvor in griechischer Hand, entstammt einer vor Jahrzehnten aus Amatrice, einem Bergdorf nördlich von Rom, eingewanderten Gastronomenfamilie. Er ist auch nicht so der Politiker, freilich, nach dem Erdbeben in Amatrice fand er die Solidarität super, und auch, eins höher, eine europaweite Arbeitslosensicherung, wie sie Präsident Macron und Finanzminister Scholz befürworten, warum nicht? Auch eine Zusammenarbeit im Militärischen fände er in diesem Sinn sinnvoll. Jahrgang 1989, in Weinheim geboren, das mit der Grundidee des Friedens findet er ganz besonders wichtig und gut, ja, und dass Angela Merkel diesem humanitären Impuls nachgegeben hat, davor hat er schon Respekt, auch hier die Frage: Gefährdete deutsche Arbeitsplätze? Entscheidend ist, ob jemand reinpasst, das Bellini ist nicht nur in der Küche international. Und wenn wir mehr über Europa, Politik und so wissen wollten, Onkel Alberto ist da mehr drin. Wir fragen ihn beim nächsten Mal.
Ja, von wegen Marktplatz, Doris Falter, wie immer elegant, auf dem Weg zur Gemeinderatssitzung, auf ein Wort? Gestern kam eine Botschaft zum Jahrestag des Kriegsendes vom Bürgermeister der Partnergemeinde Varces-Allieres-et Risset. Auf
ein friedliches Miteinander.
In der folgenden Rubrik kommen Leute zu Wort, die außerhalb unseres germanischen Horizonts in Europa leben und wirken und die mit Weinheim oder mit Weinheimerinnen und Weinheimern zu tun haben. Zugesagt haben z.B. schon Teresa Jurado, die in Weinheim aufgewachsen und jetzt in Madrid Professorin ist, auch Stella Kirgiane ist bereit, aus ihrer alten Heimat zu berichten bzw. Kontakte zu knüpfen. Den ersten Brief hat Professor Sandor Vajna, einer unserer Mitstreiter, vermittelt. Von Peter Fábri, der im März nach Weinheim kommen wird, bekamen wir
Post aus…..
… Budapest
Budapest, 16.11.2018. Weder, noch, doch
Weder bin ich ein Fan des ungarischen Ministerpräsidenten, der die ungarische Demokratie in den letzten acht Jahren ganz und gar abgebaut hat, noch habe ich die Musik des 92 Jahre alten György Kurtág sehr gern, einem der weltweit bekanntesten zeitgenössischen ungarischen Komponisten – obwohl ich weiß, dass seine Werke wichtige Aspekte unseres Lebens zeigen und bearbeiten (das ist nur eine Frage des Geschmacks – man sollte seinen eigenen Geschmack nicht mit seinen historisch-kritischen Urteilen vermischen).
… ein denkwürdiges Ereignis in der Kulturgeschichte…
Doch glaube ich, dass am Abend des 15. November diese beiden Herren etwas Außerordentliches gemacht haben, das ein denkwürdiges Ereignis in der Kulturgeschichte von ganz Europa sein wird. „Machen” ist ein seltsames Wort. Was hat der Ministerpräsident gemacht? Er fuhr nach Mailand und nahm an der Uraufführung einer Oper teil. Die ganze Fahrt und der Abend im Opernhaus sollte nicht länger als einen Tag dauern. Was hat aber der Komponist gemacht? Er arbeitete zehn Jahre an seinem Lieblingsthema und er schrieb seine erste Oper mit 92 Jahren. Diese Oper wurde nun an der Scala in Mailand uraufgeführt – wer hätte es gedacht, dass eine Oper eines ungarischen Komponisten irgendwann in diesem Haus uraufgeführt wird! Der Titel der Oper lautet Fin de Partie (Endspiel) – ihr Text ist der Text aus Samuel Becketts gleichnamigem Stück.
… ein Schüler des Komponisten Olivier Messiaen …
Kurtágs Lebensgeschichte ist ein Symbol für die Geschichte seines Landes. Er wurde 1926 in Siebenbürgen geboren – Siebenbürgen war bis 1918 Teil von Ungarn, seitdem ist es Teil von Rumänien und die Ungarn bilden dort eine Minderheit. Seine Eltern waren Juden – Juden waren nicht nur eine Minderheit, sondern sie wurden in beiden Ländern verfolgt. Er studierte in Budapest und, nach der Revolution 1956, lebte er für zwei Jahre in Frankreich, wo er ein Schüler des Komponisten Olivier Messiaen war. Danach lebte er in Budapest für einige Jahrzehnte und – da er immer ein Vertreter des Modernismus war – er wurde nach der Wende 1989 ein Lieblingskomponist der Linksliberalen. (Bei uns ist es immer so: Sogar Künstler, die keine politische Erklärung abgeben, erscheinen so, als wären sie politische Fahnenträger.) Ab den 1990er Jahren lebte er lange Zeit in Ausland, ist aber vor einigen Jahren nach Budapest zurückgekehrt.
Geistiges Exil?
Als die Nachricht kam, dass seine erste Oper zuerst in Mailand aufgeführt wird (und erst 2020 in Budapest), dachten viele Leute in Ungarn, dass sei so etwas wie ein geistiges Exil, wie eine Verbannung. Aber dann kam am 16. November diese andere Nachricht, dass nämlich der ungarische Ministerpräsident für die Uraufführung nach Mailand gefahren ist und dass er gesagt hat, dass während dieser drei Stunden Mailand der wichtigste Ort für uns Ungarn sei.
Für mich bedeutet das, dass der ungarische Ministerpräsident, der ein echter Tyrann ist, noch immer viel klüger ist als seine kulturelle und politische Opposition. Aber man sollte sich erinnern an das, was der Dichter Peter Hacks (1928 – 2003) geschrieben hat:
Zu Lessings Zeit
Zu Lessings Zeit regierte in Preußen ein
Gewisser Friedrich. Metternich war ein hoher
Politiker der Phase des Byronism.
Während der Tage des Molière besang man,
Scheints, einen König Ludwig, einen von 18.
Ludwigs wie Sprotten, aber nur ein Molière.
Wer faßt, daß ein Beamter eines Beamten
Einer Beamtin namens Katharina
Dem göttlichen Radistschew Vorschriften machte?
Eugen von Württemberg verschaffte sich einigen
Eklat durch die Verfolgung Schillers und Schubarts.
Elisabeth von England: schwerlich verstarb sie
So jungfräulich, wie sie uns wissen ließ, aber
Wer ihren Namen in die kommende Welt trug,
War eine Clique von Stückschreibern, auch aus England.
Über Brechts Pfad wechselten 13 Kanzler.
(Peter Hacks, Lieder Briefe Gedichte, Verlag Neues Leben, Berlin 1974)
Péter Fábri, Budapest
Ein Rezension der Aufführung aus der FAZ finden Sie hier
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Naürlich, das eine ist litauisch, klar, das andere griechisch, kennt schließlich jeder, polnisch sowieso, welche der Sprachen auch immer Sie erkannt haben, die multilinguale Googula hat geholfen, um Sie möglichst vielsprachig darum zu bitten, den Woinmer Euroletter mit Ideen und Beiträgen zu unterstützen. Denn, nehmen wir einfach einmal an, Europa sei ein Setzbaukasten. Zurzeit z.B. einer, aus dem sich gerade eine ganzer Bausatz wegmachen will, einer, den man mal Abendland, dann wieder Europa der Vaterländer, oder so, genannt hat, und in dem ein südlicher Bausatz gerade einfach tut was die Finanzmärkte und die Kommission nicht wollen, ein Setzbaukasten, in dem es ein wenig Demokratie, aber, I’m sorry, noch nicht zu viel gibt, also ein ganz normaler Setzbaukasten, dann läge es doch nahe, zu sagen, auch diesen Euroletter als einen Setzbaukasten zu betrachten, der noch nicht fertig ist, wohl nie fertig werden kann, sozusagen, es lebe das UK, a work in progress. Und genau so ist es.
Deshalb finden Sie unter dieser Rubrik z.B. noch kein Porträt eines besonders irgendwie europäisch interessanten Menschen, auch die Presseschau ist noch etwas kurz und aus Brüssel haben wir noch gar nichts Aktuelles drin.
Das wird anders, auch deshalb, weil Sie sicher gerne etwas beitragen möchten oder könnten, das wäre wirklich super?
Also: Ανυπομονούμε τις συμβολές και τις ιδέες σας!
Kiran Klaus Patel, Projekt Europa – eine kritische Geschichte
Es kriselt in Europa; wir erleben ökonomische Spannungen in Nord und Süd, Spaltungen im Wertekanon zwischen Ost und West und in den kommenden Monaten gar den Austritt eines Mitglieds aus dem Verbund. Ist die EU gescheitert oder beginnt ein neuer Abschnitt ihrer Geschichte?
Dieser Geschichte geht der in Maastricht lehrende Historiker Kiran Klaus Patel auf den Grund. Er analysiert anhand der gängigen Narrative das Projekt Europa/EU. Auf den Feldern der Friedenssicherung, Wohlstandsmehrung, Partizipation der Bürger, Werteorientierung und der Fähigkeit zur Integration wird die politische Leistung der EU und ihrer Vorgänger beurteilt, die Wahrnehmung an der Realität gemessen. Das führt zu erstaunlichen Resultaten: So gelang in der Friedenssicherung der EU, der Friedensnobelpreisträgerin von 2012, nichts herausragendes. Den Balkankrieg beendeten die Nato und USA, die Aussöhnung innerhalb Europas nach dem zweiten Weltkrieg wurde überwiegend von anderen Organisationen wie der OECD oder dem Europarat geleistet. Nur innerhalb des Staatenbundes konnte, z.B. über Agrarpolitik ein Ausgleich geschaffen werden.
Auch in den anderen Bereichen klaffen Mythos und Realität auseinander. Die EU hat ein überzogenes Selbstbild geschaffen, das gerade in Krisenzeiten die Lage unnötig verschärft.
Patel beschreibt mit wissenschaftlicher Präzision die Geschichte der europäischen Einigung. Sein aufschlussreiches Buch will als Fundament einer neuen sachlichen Debatte dienen. Denn, wie Rückblicke auf die Krisenjahre der EG zeigen, konnte das „Projekt Europa” bisher aus Umbruchzeiten gestärkt hervorgehen.
Auch wenn dieses Buch seine wissenschaftliche Herkunft nicht leugnen kann, ist es eine inspirierende Lektüre, die den Blick auf Europa schärft!
Peter Fuhrmann
Kiran KLaus Patel, Das Projekt Europa, C.H. Beck 29,95 €
Wussten Sie schon, dass es in BaWü ein ganz wichtige EXPERTENGRUPPE gibt, die sich mit Europa beschäftigt und dass so etwas, selbstverständlich, im Staatsanzeiger steht?